Empfehlungen aus Belgien:

Die belgische Naturfotografenvereinigung B.V.N.F. gibt für ihre 200 Mitglieder die folgenden - eben neu überarbeiteten - interessanten Empfehlungen. Es sind sicher im Augenblick in Europa die rigidesten, die ich kenne.
Lesen Sie hierzu auch in diesem Werkstattbuch unter Februar 2001: 'Die Freude am Echten'.

 

B.V.N.F. – Verhaltensregeln für Naturfotografen

Fotografie mit Herz und Respekt für die Natur

BVNF ist ein Belgischer Verband von Naturfotografen für Naturfotografen. BVNF zeigt sowohl potentiellen Anfängern als auch den erfahreneren Fotografen, die für sich die Natur als ihr Thema gewählt haben, ganz natürliche Wege auf, Naturfotografie zu betreiben. BVNF versucht, sein Ziel über Gespräche, Vorführungen und Informationen in ihren monatlichen Treffen in Antwerpen und über die periodisch erscheinende Zeitschrift " Objectief" zu erreichen. BVNF bietet Interessenten auch die Möglichkeit, Diapositive einer großen Sammlung und von breiter Themenvielfalt, die in Übereinstimmung mit BVNF-Standards entstanden sind, zu nutzen. Jahresbeitrag für Mitglieder: 400 Bef oder 9,92 Euro. Fremde: 13,63 Euro.

Grundsätzliche Verhaltensmaßnahmen:

Die Natur zu fotografieren darf keine Pflanze und kein Tier in seinem Leben oder in seiner Art zu existieren gefährden. Sowohl die Existenz als auch das Wohlbefinden eines Geschöpfes und sein Bereich sind weit wichtiger als jedes Bild von ihm. Die Anwendung dieser Grundregeln verlangt Grundkenntnisse zum Thema Natur und Ökologie. Gutes Basiswissen über die Spezies und seinen natürlichen Umgang und Lebensraum werden die angemessene Anwendung dieser Grundsätze erleichtern.

Verhaltensregeln:

  1. Machen Sie Bilder von Motiven nur in deren natürlicher Umgebung. Das Pflücken von Blumen oder das Jagen von Tieren nur um des fotografierens willen ist völlig inakzeptabel.

    Nur wenn natürliche Elemente (Pflanzen, Tiere, geologische oder physische Objekte) das eigentliche Thema des Bildes sind, das Objekt aufgenommen unter freien und natürlichen Bedingungen, kann es als Naturfotografie angesehen werden.

    Aquarien-, Terrarien- oder Zoofotografien und solche von Wildparks, wo Tiere in Gefangenschaft gehalten oder trainiert werden, gehören nicht zum Themenkreis des BVNF.

    Die meisten Landschaften (auch dann, wenn sie nur teilweise natürlicher Art sind) sind Teil des Bereiches unserer Naturfotografie.

    Bilder von Eingriffen in die Natur und in den natürlichen Lebensraum gehören ebenso in den Themenbereich von BVNF und sind als Fotografien zum Schutz der Natur zu sehen.

    Bildpräsentationen, die digital oder in irgend einer anderen Weise zu ihrer originären Aufnahme verändert wurden, gehören nicht zum Aktionsfeld von BVNF.

  2. Macht man Aufnahmen, so sollte die natürliche Umgebung des Objektes so wenig wie nur möglich verändert werden und man sollte mit größter Sorgfalt darauf achten, den natürlichen Schutz des Objektes nicht zu zerstören.
  3. Fotografien von Vogelnestern sind inakzeptabel. Es wird davon abgeraten, Vögel in der Nähe eines Nestes zu fotografieren.

    Indem wir Vogelnester grundsätzlich nicht fotografieren, wird der Anreiz vermieden, Nestfotografien von jenen Vögeln zu machen, die sehr sensibel auf Störungen reagieren.

    Arten, die die Anwesenheit von Menschen (möglicherweise hängt dies vom Platz und der Zeit ab) tolerieren, können in der Nähe des Nestes fotografiert werden, aber nur unter Beachtung der Grundregeln (z.B. Felsenbrüter)

  4. Von Bildern in Nistkästen oder vom Fotografieren in der Nähe von Nistplätzen Anderer als Vögel wird insbesondere dann abgeraten, wenn Störungen möglich sind.
  5. Die Störung futtersuchender Tiere oder Tieren, die ihre Jungen füttern, ist auf jeden Fall zu vermeiden.

    Tiere sind die meiste Zeit wach und suchen nach Nahrung. Auch ohne menschliches Zutun sind Tiere üblicherweise während der Futtersuche beunruhigt, was normalerweise nicht schädlich ist. Das kann sich jedoch bei anhaltenden oder regelmäßig wiederkehrenden Störungen ändern. Für schwache Tiere gestaltet sich die Futtersuche ohnehin nicht einfach oder wenn sie ihre Jungen oder Partner füttern, kann sogar eine einzige Störung fatale Folgen haben. Daher wird dringend davon abgeraten, Tiere bei der Fütterung zu fotografieren, außer es geschieht von einem sicheren Versteck heraus.
  6. Schlaf- oder Ruheplätze sollen keinesfalls gestört werden.

    Winterschlaf muß bedingungslos respektiert werden, weil Störungen dieser Phase das Leben des Tieres direkt gefährden. Hoch gelegene Zufluchtsorte können interessante Plätze für ein Versteck sein, aber man sollte unbedingt darauf achten, so lange sein Versteck beizubehalten, bis alle Vögel das Refugium spontan verlassen haben.
  7. Man sollte sich nie so verhalten, daß ein Tier Schaden nimmt. Wir empfehlen niemandem das Einspielen von Vogelstimmen.

    In richtiger Art und Weise genutzt, sind Futter- oder Trinkstellen bestens dazu geeignet, Tiere anzulocken. Jedoch, werden Tiere teilweise oder völlig von künstlichen Fütterungen abhängig, hat man dafür Sorge zu tragen, daß die Versorgung auch nach der Fotosession so lange fortgesetzt wird, bis sie sich von selbst erübrigt.

  8. Die Manipulation von Tieren (z.B. sie halten oder bewegen) oder Pflanzen (z.B. drücken) ist meistens unpassend, oft geht es auch anders und mitunter ist es völlig inakzeptabel. Wenn Bilder nur unter solch manipulierten Bedingungen geschossen werden können, können Sie getrost auf eine bessere Möglichkeit warten.

    Manchmal können einfache Manipulationen das Leben des Subjektes gefährden (z.B. Ablehnung der Jungen durch ihre Eltern nach menschlichem Kontakt). Außerdem steht Manipulation in keiner Weise in Übereinstimmung mit den vorstehenden Grundprinzipien.

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