Alles im Leben ist relativ...

Am Dawson-Lambton Gletscher in der Antarktis.
 Der englische Kollege David Tipling fotografierte dieses Bild.

Wenn ich in der letzten Zeit Bekannten erzählte, dass ich im Februar in den Yellowstone Nationalpark will, um dort bei 20 Grad minus Tiere und Landschaften zu fotografieren, dann bekam ich meistens zu hören, dass man zu so einem kalten Platz besser nicht hin sollte.

Dabei sitzt man im Yellowstone Nationalpark tagsüber im warmen Auto, verläßt es nur ab und zu für 15 - 30 Minuten um draußen Fotos zu machen, und ist abends und nachts in einem schönen, warmen Motel, mit warmen Mahlzeiten und einem warmen Bett.

Vor zwei Jahren war ich in der Antarktis, und zeltete dort zwanzig Tage und zwanzig Nächte in diesem gelben Zelt, bei 30 Grad minus in der Nacht, und weit und breit kein Platz um sich aufzuwärmen.

Wichtigster Teil der Ausrüstung war hier die sogenannte 'Pinkelflasche'. Denn wenn man nachts ein Bedürfnis verspürte, hätte man den Schlafsack verlassen müssen, alles anziehen, einschließlich Stiefel und Anorak, hinausgehen in die sehr, sehr kalte und oft windige  Nacht, und anschließend alles im kleinen und engen Zelt wieder ausziehen müssen. Daher die Flasche.

Die mußte man allerdings auch leer im Schlafsack behalten, damit sie warm blieb. Denn eine minus 30 Grad kalte Flasche zu benutzen ist nicht ratsam, weil da am Flaschenhals wichtige Körperteile dran kleben bleiben wenn sie feucht sind, was nicht so lustig ist.

Auch nach der Benutzung muß man die dann vielleicht halbvolle Flasche wieder mit in den Schlafsack nehmen, weil der Inhalt sonst draußen innerhalb einer Stunde gefroren wäre, und eine dadurch geplatzte Flasche in den nächsten Nächten nicht sehr hilfreich ist. Außerdem: Wie leert man eine Flasche mit gefrorenem Inhalt in der Antarktis?

Wenn mich die Leute nach meiner Tätigkeit fragen und ich mit 'Naturfotograf' antworte, bekommen die meisten immer glänzende Augen und antworten: 'Mein Gott, wie ich sie um ihren wundervollen Beruf beneide....'.

 

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