1. Januar 2007

 

Schöpfungsdesign

 

Grevener Zeitung . Münstersche Zeitung
Sylvester - Neujahrausgabe 2006/2007

Zu Beginn eine Fotografenanekdote. 'Treffen sich drei Naturfotografen, sagen wir mal, im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Luchse sind gerade nicht da, bei den Bären ist auch nichts los. Zwei der drei - die Männer - zeigen sich gegenseitig ihre neuen Kameras und vertiefen sich sofort in eine Fachsimpelei. Fotograf Nummer drei kriecht derweil im Gebüsch herum und 'ist nach ein paar Minuten außer Sichtweite'. Schaut sich Bäume und Blätter an, macht ein Bild nach dem anderen und ist glücklich. Nummer drei, das ist Gisela Pölking.

„Die sehen das einfach nicht", schmunzelt die Grevener Fotografin Gisela Pölking über ihre männlichen Kollegen, die lieber Stunden warten, bis sie ein spektakuläres Tierfoto 'im Kasten' haben, als sich den vermeintlich unscheinbaren Schönheiten der Natur zu widmen.

Was dem männlichen Blick entgeht, lässt sich im ersten Buch von- Gisela Pöl king nachschauen. „Schöpfungsdesign - Natur gesehen mit den Augen einer Frau" heißt der Erstling, der in diesem Jahr im Tecklenborg Verlag erschienen ist. Auf 128 Seiten zeigt Gisela Pölking (die wie ihr Mann Fritz das Fotografenhandwerk von der Pike auf gelernt hat und den Meisterbrief besitzt), wie atemberaubend schön die Natur ist.

Ihre Fotos lenken den Blick auf Details, Ausschnitte, Motive, die manchmal nur ein paar Millimeter groß sind: Staubblätter einer Blüte, Kaktusdornen, blühender Klee. Aber auch Landschaften, etwa die des amerikanischen Südwestens, setzt sie ins Bild. Im Mittelpunkt immer: Strukturen, Muster, die Natur als großer Gestalter.

Die jeweilige Technik des Fotografierens ist bei Gisela Pölking kein Selbstzweck; Objektiv, Blende, Belichtungszeit ordnen sich dem Motiv unter. Gisela Pölkings Fotografie ist messerscharf - wenn sie Sandsteinformationen fotografiert. Und samtweich - wenn sie Blütendetails ablichtet. Auf den Abdruck von technischen Daten der Bilder hat sie in ihrem Buch bewusst verzichtet, „manchmal kann ich das auch gar nicht mehr sagen".

Die Welt ist schön

Ihre Motive findet die Grevenerin auf der ganzen Welt. Seit die Pölkings das Fotogeschäft an der Münsterstraße an Annett Grumblat übergeben haben, hat Gisela Pölking Zeit, ihren Mann Fritz, sicher der bekannteste deutsche Naturfotograf, bei seinen Fotoreisen zu begleiten. Der Yosemite-Nationalpark in Kalifornien, Rügen, die Hohen Tauern in Osterreich, hier baut Gisela Pölking ihr Stativ auf. Und vor der Haustür, an den Dörenther Klippen oder im Garten. Schließlich lautet ihr Credo: „Am schönsten ist es überall dort, wo ich fotografieren kann." Trotzdem gibt es natürlich Lieblingsplätze, wo sich „Schöpfungsdesign" in Vollkommenheit zeigt. In der Wave (englisch für: Welle) einer Sandsteinformation im amerikanischen Südwesten etwa, die tatsächlich wie ein versteinertes Meer aussieht. „Da komme ich immer noch ins Schwärmen."

Trotz der Strapazen, die man auf sich nehmen muss, um diesen abgelegenen Ort zu erreichen: Zwei Stunden durch die Wüste wandern; um das Motiv zu erreichen, zwei Stunden zurücklaufen zu der Stelle, wo das Auto steht, etliche Kilo Fotoausrüstung im Rucksack schultern, literweise Wasser mitschleppen, um die Hitze zu überstehen. Ach ja und, unter Naturfotografen nicht weiter erwähnenswert, verdammt früh aufstehen, um die Wave bei bestem Licht, nämlich bei Sonnenaufgang, zu fotografieren.

Ich will fotografieren

Zu solchen Bildern passt das, was ihr Mann Fritz einmal gesagt hat: „Einer muss es ja machen." Auch Gisela Pölking formuliert einen treffenden Satz über den Drang, die Schönheit der Welt festzuhalten: „Ich will fotografieren."

Zum Schluss noch eine Anekdote, denn Gisela Pölking macht nicht nur schöne Fotos, sie kann auch höchst unterhaltsam über ihre Leidenschaft erzählen.

Da war sie also im Antelope Canyon in Arizona, der bekannt ist für seine einzigartigen Erosionsformen. Um sie herum Fotografen, die eine Übersicht des Canyons nach der anderen schießen. Gisela Pölking macht auch diese Fotos - guckt dann aber lieber auf den Boden und an die Wände. Sieht Strukturen, Muster, Naturdesign - und fotografiert. Sie lacht: „Die Leute haben mich für irre gehalten."    •   Ulrich Gunka

 

 

Greven • Makrofotografie - das bedeutet, vereinfacht gesagt, kleine Dinge groß ins Bild setzen - ist das Spezialgebiet von Gisela Pölking. Regentropfen auf einem Blatt, Löwenzahnsamen, die sich an der Pflanze festklammern: Die Schönheit des Schöpfungdesigns offenbart sich in kleinen Dingen. Um sie zu entdecken, muss man die Gabe des Sehens besitzen - oder sie bei Gisela Pölking lernen. Die Fotografin gibt regelmäßig Kurse, in denen sie die Kunst der Makrofotografie unterrichtet, - ein auch technisch anspruchsvolles Gebiet der Fotografie.

Dabei stellt sie immer wieder fest: Es dauert ein bisschen, bis die Teilnehmer die Faszination der Nähe entdecken. Bis der Kopf frei ist für diese neuen Bilder, „brauchen wir immer einen Tag". Auch Gisela Pölking kommt ohne fotografische Aufwärmphase nicht aus: „Ich muss mich erst einsehen und die Phantasie spielen lassen:" Ihre Workshop-Teilnehmer ermuntert sie zum genauen Hinsehen. „Schaut euch die Baumrinde an. Was passiert da?" Diese Art der Fotografie bedeutet: Weg vom schnellen Knispen, hin zum langsamen, bewussten Fotografieren: Wenn dabei nur ein wirklich gutes Foto am Tag zustande kommt, dann reicht das. ,;Es kommt nicht auf die Masse der Bilder an."    •   ugk  

Gisela Pölking
Schöpfungsdesign
Natur gesehen mit den Augen einer Frau
128 Seiten,195 Abbildungen
Gebunden 28 x 24 cm
ISBN: 3-934427-93-6, 28,50 Euro
Tecklenborg Verlag

Aus dem Internet:

Hallo, ich möchte vor Weihnachten noch einen Buchtipp loswerden. Gisela Pölking hat ein wundervolles Buch mit dem Titel "Schöpfungsdesign" veröffentlicht. Untertitel: "Oberflächen der Natur, gesehen mit den Augen einer Frau". 

Für mich ist Gisela Pölking, die ich vor ein paar Jahren nach einem ihrer Diavorträge kennenlernte, eine enorme Inspirationsquelle gewesen und sie ist es auch heute noch. Ihre Art die Dinge so einfach zu sehen, ist wunderbar und beeindruckt mich immer wieder. 

Mit ihrem Buch, das beim Tecklenborg Verlag verlegt wurde, zeigt sie wie vielseitig, farbenfroh und einfach Naturfotografie sein kann. Die immer wieder neuen Sichtweisen und Ideen der Frau Pölking geben so manchem gestandenen Naturfotografen eine Lehrstunde der Extraklasse!   Ch.

www.fotocommunity.de

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