10.11.2005

 Fritz Pölking

Tolles Buch

   

Anita Albus
Von seltenen Vögeln
S.Fischer Verlag, Frankfurt, 2005,
297 Seiten, Euro 45.-, ISBN 3-10-000620-8  

Wer ein interessantes Buch über die Vogelwelt und die Menschen sucht, ist mit diesem Band bestens bedient. So sorgfältig gestaltete Bücher findet man nur noch selten. Leider sind die Ausblicke auf die Menschen und ihr Verhalten stellenweise etwas deprimierend.
Lassen Sie es sich von Ihrem Buchhändler zeigen...   Wäre auch ein  schönes Weihnachtsgeschenk...

Hier ein Auszug aus der Besprechung von Michael Maar in der FAZ vom 19.10.2005:

...Und doch gibt es diese andere Seite, die Subtilitäten und energischen Schritte, mit denen eine Handvoll Vogelschützer und Politiker versuchen, eine bedrohte Art zu retten und noch lebende Exemplare zu schützen. Fünfzehn, Wachtelkönigmännchen haben den Bau einer ganzen Trabantenstadt verhindert. Die süßen Vögel fressen, wenn es sein muß, seelenruhig ihre eigenen Kinder. Das eine oder andere ist auch für den Menschen in die Schale zu legen, schutzbedürftig auch er. Der lakonische letzte Satz dieses Buches ist darum vielleicht sein schönster. Anita Albus kehrt von den Eisvögeln zurück zu den Irokesen: ;,Am Schicksal dieser Völker gemessen, geht es den Königsfischern diesseits und jenseits des Ozeans noch gut:"

In ihrem Nachwort- wird die Autorin prinzipiell und nimmt den Reduktionismus und die Evolutionstheorie ins Gebet, klug und kühl; scheinbar kühl, in Wahrheit mit Irokesinnen-Grimm. Es ist nicht auszuschließen, daß manche Leser ihre Darstellung des wissenschaftlichen Status quo als leicht gefärbt empfinden. Es gibt die Evolutionstheorie als Gesamtheit ja sowenig, wie es den Vogel gibt; es gibt viele Klassen und Unterarten, und keineswegs alle Evolutionstheoretiker spielen gedanklich mit der Verbesserung des menschlichen Genotyps, wie Albus -es- befürchtet. Die wenigen, die es tun, bilden eine ebenso kleine Spezies wie die Spixaras. Auch die jüngeren Erkenntnisse der Hirnforschung lassen sich nicht alle mit dem Hinweis auf eine ihnen zugrunde liegende logische Antinomie wegwischen. Es stimmt, daß die Dinge verzwickt werden, sobald die Willensfreiheit ins Spiel kommt, die angeblich durch neuronale Verdrahtung aufgehoben sei. Dennoch sind diese Wissenschaftler keine Idioten. Im Haus des Herrn ist auch eine Wohnung für den Hirnforscher. Sicher wäre sie schöner mit einem Bauer darin; aus dem ein Sittich guckt, und einem Albus-Aquarell an der Wand.

Ganz sicher ist, daß man beim Verlassen dieser großen Arche nicht umhinkann, das Lob dreifach zu türmen. Lob dem Verlag, der ein solches Risiko eingeht; Lob dem Hersteller, der ein so exorbitant schönes Buch schaffen konnte, ein Wunderwerk des gestalterischen Geschmacks, mit Bildern ausgestattet, die in ihrer Opulenz an träumerisch verwehte alte Zeiten erinnern; und Lob der Autorin, Malerin, Forscherin, die alle ihre Talente und Fähigkeiten gebündelt hat, um ein Werk vorzulegen, auf das man im Jahr 2005 nicht mehr zu hoffen gewagt hätte und nach dem jeder rechtschaffene Hahn oder Graupapagei krähen muß.

* * * * *