Bulletin 23.8.04


Fritz Pölking

Was sind schon 30 Jahre..

Zwischen 1970 und 1980 habe ich ziemlich intensiv Eisvögel im westfälischen Münsterland fotografiert. Einige Bilder davon wurden sehr erfolgreich, andere sind nie veröffentlicht worden.

So auch dieses Bild von zwei Eisvögeln, das so um 1975 entstanden ist, und das ich nie veröffentlicht habe,  weil mich der unscharfe Vogel im Vordergrund störte.

Gescanntes Dia, unbearbeitet (oben),  und unten das Ausschnittbild,
farblich ganz leicht etwas aufgefrischt und geschärft in Photoshop.

Das Foto machte ich damals auf Ektachrome High Speed Diafilm mit 23 DIN und mit einem Novoflex Schnellschußobjektiv 4,5/240 mm.

Novoflex hatte damals eine sehr populäre Objektivreihe mit den Brennweiten 4.5/240 mm, 5,6/300 mm, 5,6/400 mm und 9.0/640 mm, die über auswechselbare Adapter praktisch an jede Spiegelreflex-Kamera anzuschließen waren.

Jetzt fand ich das alte Dia zufällig in meinem Archiv, und digitalisierte es mit meinem Nikon Super Coolscan 4000 zu einer 50 MB Datei im Format 30x45 cm mit 300 dpi..

Mit Photoshop CS habe ich dann einen schönen Ausschnitt gemacht, das Bild mit der Kontraststeuerung, der Farbsteuerung und 'Unscharf maskieren' etwas aufgemotzt und siehe da: Aus einem alten Dia auf einem nicht sonderlich tollen Diafilm fotografiert, wird plötzlich ein hübscher Datensatz.

Wenn Sie ganz genau hinsehen, entdecken Sie im oberen Bild - ungefähr  an der Hälfte vom Rücken des Eisvogels - wie hinter ihm ein dünner heller Strich verläuft, der ein Emulsions- oder Entwicklungsfehler zu sein scheint. Auch hatte sich auf dem Dia in den Jahrzehnten ein dunkler Flecken gebildet, ungefähr auf der Hälfte zwischen Fischschwanz und der unteren Bildkante. Beides habe ich mit dem Stempelwerkzeug entfernt.

Ausschnitte machen, Kontraststeuerung, Farbsteuerung, Schärfung und Flecken sowie technische Fehler zu entfernen halte ich für legitime - normale - Arbeitsschritte in der digitalen Fotografie. Problematisch wird es in meinen Augen, wenn man in  d a s  M o t i v  eingreift und dort verändert, also Äste entfernt, Tiere zufügt usw., ohne dies anzugeben.

Erstveröffentlichung nach 30 Jahren:

 

Eisvogel an einem Teich (ca. 1975)
in der Hüttruper Heide bei Greven in Westfalen .

 Edixa-SLR, 4,5/240 mm, Ektachrome 23 DIN (160 ISO), Stativ, Tarnzelt.

Was mir an diesem Bild besonders gefällt ist, wie der Eisvogel seine Beute aufgespießt hat. Meistens erwischt er ja die Fische irgendwo in der Mitte und hält sie dann quer im Schnabel. Hier hat er seinen Schnabel als Dolch benutzt, und Haltung des Vogels und der ruhige Hintergrund sind auch sehr schön.

Das Bild machte ich damals mit einer Edixa Spiegelreflex-Kamera, die schon 1/1000 sek. Verschlußzeit hatte, einen Schnellspannhebel und einen Rückschwingspiegel, und sie kostete damals beim Fotohändler 350,- DM (ohne Objektiv), was ja immerhin rund  175,- Euro sind.

Ob das Bild heute mit einer Mark II für 4.000,- Euro besser würde? Auf jeden Fall ist es doch eine hübsche Sache, wie man heute aus so alten Kamellen noch schöne, frische Bonbons machen kann..

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